Christian Morgensterns „Das große Lalula“ bekamen die Zuhörer am Sonntagabend in der Kunstgalerie am Büchnerhaus von Lucia Bornhofen zwar nicht zu hören, dafür aber...
GODDELAU. Christian Morgensterns „Das große Lalula“ bekamen die Zuhörer am Sonntagabend in der Kunstgalerie am Büchnerhaus von Lucia Bornhofen zwar nicht zu hören, dafür aber gab es andere Beispiele aus den „Galgenliedern“, einer Sammlung sprachspielerischer Verse des Autors.
„Ein Abendstündchen zu Morgenstern“ hatte die Buchhändlerin aus Gernsheim ihre Lesung über den 1871 in München geborenen Dichter und Übersetzer genannt. Bei dem literarischen Programm mischte Bornhofen – wie bei ihren Vorträgen üblich – Biografisches mit Zitaten aus Texten des Dichters sowie von Zeitgenossen, Vorgängern und Nachfolgern im Geiste zu einem so unterhaltsamen wie informativen Vortrag. Heinrich Heine durfte da genauso wenig fehlen wie etwa Hermann Hesse oder Kurt Tucholsky.
Die „Galgenlieder“ seien von der zeitgenössischen Kritik mehrheitlich ignoriert oder verrissen, vom Publikum aber geliebt worden, wie die Referentin der Benefizveranstaltung zugunsten des Büchnerhauses anmerkte. Wie etwa in „der Lattenzaun“, dem ein Architekt den Zwischenraum entfernt, um daraus ein großes Haus zu bauen: „Der Zaun indessen stand ganz dumm, mit Latten ohne was herum“ oder „Der Werwolf“, der auf dem Grab eines Dorfschulmeisters verlangt: „Bitte, beuge mich.“ „Der Werwolf’, sprach der gute Mann, ‘des Weswolfs’, Genitiv sodann, „dem Wemwolf’, Dativ, wie man’s nennt, ‘den Wenwolf’, – damit hats ein End.“
Christian Morgensterns Vater war Landschaftsmaler und so war der Junge die ersten zehn Lebensjahre ständig unterwegs, wie Bornhofen erzählte. Dann starb die Mutter an Tuberkulose und „der Vater schickte ihn umgehend nach Hamburg zu seinem Patenonkel“. Das ging jedoch nicht lange gut, und Morgenstern kam in ein Internat nach Landshut. Als der Vater mit seiner zweiten Frau nach Breslau zog, kam der Sohn mit. 1893 trennte sich der Vater von Amélie, was zum Bruch zwischen Vater und Sohn führte. Im gleichen Jahr brach der lungenkranke Morgenstern sein Studium der Nationalökonomie ab und beschloss, als Schriftsteller zu leben. Um sich zu finanzieren, schrieb er für Zeitungen und nahm ein lukratives Angebot an, Ibsen zu übersetzen – ohne ein Wort Norwegisch zu können. „Er muss sehr sprachbegabt gewesen sein“, erklärte die Referentin und zitierte aus einem überschwänglichen Dankesbrief Ibsens an seinen Übersetzer, der sich in Rekordzeit die fremde Sprache angeeignet hatte.
Bekannt für komische Lyrik
Bekannt ist Morgenstern bis heute für seine komische Lyrik, obwohl er auch „ernsthafte Dichtung“ schrieb, von der Bornhofen ebenfalls Beispiele vortrug. Mit 42 Jahren starb Morgenstern am 31. März 1914 an seinem Lungenleiden. Das Abendstündchen endetet mit dem humoristischen Morgenstern und seinem Gedicht „Zeit“: „Es gibt ein sehr probates Mittel, die Zeit zu halten am Schlawittel: Man nimmt die Taschenuhr zur Hand und folgt dem Zeiger unverwandt.“
Von Anke Mosch