Darmstädter entwickeln Beschleuniger für Blockchains

Experte für Kryptografieverfahren: Professor Sebastian Faust von der TU Darmstadt. Foto: Katrin Binner

Forscher der TU Darmstadt arbeiten an einer Software, die Echtzeit-Transaktionen ermöglicht – zum Beispiel für Bitcoins.

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DARMSTADT. (ine). Blockchains sind Datenbanken, die nicht zentral auf einem Server gespeichert werden, sondern auf allen Rechnern eines Netzwerks. Sie gelten als sicher, allerdings sind Blockchains auch langsamer im Vergleich zu anderen Systemen. An der TU Darmstadt arbeiten Kryptografie-Forscher um Professor Sebastian Faust daran, Echtzeit-Transaktionen über Blockchains zu ermöglichen – ohne dass es auf Kosten der Sicherheit geht.

Beim Bezahlen mit Kreditkarten kann eine Firma wie Visa mehr als 50 000 Transaktionen pro Sekunde bewältigen. Bei Kryptowährungen wie Bitcoin, die dezentral über eine Blockchain abgewickelt werden, sind derzeit maximal sieben Transaktionen pro Sekunde möglich. „Ein immenser Unterschied, der die Nutzbarkeit der Technologie stark einschränkt“, wie es in einer Mitteilung der TU heißt. Dies gelte nicht nur für Bitcoin, auch komplexere Anwendungsfälle, die über intelligente Verträge – sogenannte Smart Contracts – abgewickelt werden, sind kostenintensiv und langsam.

Mit Blockchains kostengünstig und in Echtzeit zu interagieren – das ist die Vision von Sebastian Faust, Professor für Angewandte Kryptografie, und seines Teams. Die Forschungen sind Teil des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereichs „Crossing“: Die Abkürzung steht für „Kryptografiebasierte Sicherheitslösungen als Grundlage für Vertrauen in heutigen und zukünftigen IT-Systemen“.

Protokolle sind offen und frei zugänglich

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„Unsere Idee ist, nicht alles in die Blockchain zu verlagern“, sagt Sebastian Faust in einer Mitteilung der TU. Verträge zwischen den Parteien könnten „offchain“ ausgelagert werden. Nur wenn eine Partei die Vertragsbedingungen bricht, werde der Vertrag „onchain“ ausgewertet. „Man kann es mit einem Gericht vergleichen“, sagt Faust. „Da Prozesse aufwendig und teuer sind, gehen die Parteien dort nur hin, wenn sie sich nicht einig sind.“

Der Vorteil dieses Ansatzes sei die Skalierbarkeit. Da im Alltag Streitfälle die Ausnahme sind, könnten Tausende Verträge in Echtzeit ausgeführt werden, da die Blockchain weniger belastet werde. Die Forscher konnten bereits belegen, dass ihre Protokolle sicher sind – sie heißen „Perun“ nach dem slawischen Gott für Gewitter. Sie sind „Open Source“, also offen und frei zugänglich und unabhängig von der Blockchain-Technologie.