Von Michael BraunFRANKFURT - Wasser ist einfach da, zumindest bei uns. Es kommt aus dem Hahn, wenn man ihn aufdreht - das ist alles andere als selbstverständlich. Denn nur 2,5 Prozent des gesamten Wassers auf der Erde ist Süßwasser. Und davon sind knapp 70 Prozent in Eis gebunden, an den Polkappen und in Gletschern.
Das Nahrungsmittel Nummer eins ist sehr knapp - deshalb hat es einen Preis. Projekte der staatlichen Förderbank KfW im Hai-District in Tansanias Norden am Kilimandscharo haben gezeigt, dass es sogar einen Preis braucht, damit die Wasserversorgung klappt. Tansania hat seine frühere Politik - Wasser als Grundrecht jedem kostenlos zu versprechen - aufgegeben. Das war gut gemeint, hatte aber nicht funktioniert.
- Der Wasser-Fond „Pictet Water“
Der „Pictet Water“-Fond ist auf lange Sicht gut gelaufen: Seit Auflegung hat er 137,5 Prozent an Wert gewonnen, während der gängige Index der Weltaktienmärkte (MSCI World) in gleicher Zeit nur 37,1 Prozent zugelegt hat. In den vergangenen drei Jahren kam der Fonds aber nur auf 34,3 Prozent Zuwachs – der MSCI World hingegen auf 39,2 Prozent.
Erst als sich mit ausländischer Förderung eine Genossenschaft daran machte, Wasser vom Kilimandscharo durch ein Rohrleitungssystem in die Dörfer zu bringen, klappte es: Die Genossenschaft verkauft das Wasser und deckt damit die laufenden Kosten - die Kunden zahlen gerne, allein schon weil die Frauen das Wasser nicht mehr in langen Märschen herbeischaffen müssen.
Wo Knappheit herrscht und ein Preis existiert, da ist auch eine Anlageidee. Die Schweizer Privatbank "Pictet" hat daher bereits im Jahr 2000 einen Fonds zum Thema aufgelegt, den "Pictet Water". Er hat sich mittlerweile zum größten in das Anlagethema Wasser investierenden Fonds weltweit entwickelt. Rund vier Milliarden Euro haben Anleger dem Fondsmanagement gegeben, um es in Unternehmen der Wasserwirtschaft und -technik zu investieren.
Fondsmanager Hans-Peter Portner glaubt an den Erfolg von Themenfonds. "Momentan sind es etwa 15 Prozent der Weltbevölkerung, die durch private Anbieter mit Wasser versorgt werden", lautete seine Analyse. "Als wir den Fonds lanciert haben, waren das noch acht Prozent. Im Jahr 2030 werden wir bei knapp 30 Prozent sein."
Ein weiteres Argument: Der Wasserverbrauch habe sich seit 1900 verneunfacht und werde auch weiterhin steigen: die wachsende Bevölkerungszahl, die Verstädterung und der Bedarf von Landwirtschaft sowie Industrie werde dafür sorgen. Gut eine Billion Dollar würden jährlich für die Wasserinfrastruktur benötigt.
Das hat sich in der Tat schon bemerkbar gemacht. Die Zahl der mit Frischwasser unterversorgten Menschen hat sich nach einem Bericht der UNO seit 2005 halbiert. "Wenn man allerdings in einzelne Länder schaut, ist das Bild sehr unterschiedlich", weiß Stefan Liehr, Wasserwirtschaftler am Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt. "45 Länder haben das Ziel nicht erreicht - 20 davon sind in Afrika südlich der Sahara."
Geld mit privatisierter Wasserwirtschaft zu verdienen, geht manchem gegen den Strich. Auch Sebastian Schönauer, Wasserexperte des BUND, hält nichts davon und hat vor drei Jahren den Bürgerprotest "right2water" unterstützt, der Wasser als ein Menschenrecht postuliert. Selbst als Betreiber von Wasserversorgungsnetzen oder bei der Wasseraufbereitung hätten Privatunternehmen versagt.
Privatunternehmen "auf der ganzen Welt" hätten die Infrastruktur vernachlässigt, Investitionen runtergefahren und die Preise erhöht. "Damit lassen sich Gewinne erzielen", prangert Schönauer an. "Und wenn das Ganze dann nicht mehr geht, wie beispielsweise in England, dann sagen die Leute: Ja, der Staat muss hier eingreifen."
Für den BUND-Experten war es deshalb folgerichtig, dass die Wasserversorgung zum Beispiel in Berlin wieder entprivatisiert und in kommunale Hand zurückgeholt wurde. Der Fondsmanager Portner nimmt solche Prozesse als politische Entscheidung hin, zieht daraus aber Schlüsse für sein Investitionsverhalten.
Er würde nicht investieren, wenn es am gesellschaftlichen Konsens zur Privatisierung fehle: "Das Risiko-Rendite-Profil einer solchen Anlage ist ungünstig." Probleme, mit Wasserwirtschaft Geld zu verdienen, hat er nicht. Sein flapsig formuliertes Credo: "Der liebe Gott hat uns zwar das Wasser geschenkt, aber leider vergessen, die Röhren mitzuliefern."
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