Von Tim MaurerDARMSTADT - Irgendwann hat es Stefan Vogt gereicht: "Ich habe mitbekommen, was im Bereich der Vermittlung von SAP-Beratern meiner Ansicht nach nicht optimal läuft", so der 40-Jährige. "Und mich immer gefragt, warum dagegen niemand etwas unternimmt." Er lässt seinen Überlegungen Taten folgen und gründet im Mai 2014 in Darmstadt die "Reeves GmbH".
Die Walldorfer Software-Schmiede SAP ist mit ungefähr 300.000 Kunden in 190 Ländern der weltweit umsatzstärkste Anbieter von Software und softwarebezogenen Services im Bereich der Unternehmensanwendungen (17,56 Milliarden Euro Jahresumsatz). Freiberufliche SAP-Berater sind heiß begehrt.
- STECKBRIEF: "REEVES GMBH"
Branche: IT-Personalvermittlung
Produkt: Online-Plattform
Standort: Darmstadt
Geschäftsführer/Gründer: Stefan Vogt
Gründung: 2014
Mitarbeiter: 1
Unternehmensseite: www.reevesplatform.de
"Leider gibt es derzeit praktisch keine Möglichkeit, dass SAP-Berater und Projektanbieter auf direktem Weg zueinanderfinden", schildert Vogt die Problematik. "Die Vermittlung erfolgt meist über Personalagenturen, die sich diesen Service fürstlich entlohnen lassen." Hier setzt seine Idee an.
Eigentlich ist Vogt diplomierter Geologe. "Nach dem Studium habe ich mich aber gegen die projektbezogene und unsichere Arbeit in diesem Bereich entschieden", erzählt der gebürtige Nürnberger. "Ich war schon immer ein Computerfreak und habe mich deshalb 2001 direkt bei SAP beworben." Nach einer ausführlichen Ausbildung im Bereich der Unternehmenssoftware und einer Zwischenstation bei Eon in Würzburg wagt Vogt 2008 den Sprung in die Selbstständigkeit als freier SAP-Berater.
"Ich hatte Glück und bin damals durch Zufall und ohne Vermittler an meinen jetzigen Hauptauftraggeber gekommen", erinnert er sich. "Allerdings habe ich auch damals schon mitbekommen, wie die Vermittlung normalerweise abläuft." Spätestens als vor einigen Jahren die Projektverlängerung zunächst auf sich warten lässt und Vogt sich selbst bei einem der großen Personalvermittler registrieren muss, reift seine Idee für "Reeves".
"Mir ist damals bewusst geworden, welchen hohen Betrag ich an einen Vermittler bezahlen müsste", erklärt er. "Einige nehmen bis zu zwanzig Prozent des Stundensatzes, und das zum Teil über die gesamte Projektlaufzeit." Auf diese Weise kämen schnell fünfstellige Beträge zusammen - "und das letztlich dafür, dass der Service bei einigen Portalen alles andere als gut ist", so Vogt.
Denn: "Im Bereich von SAP wird fast immer eine bestimmte Spezialisierung benötigt", erklärt der Darmstädter. "Einen passenden Berater hierfür zu finden ist aufwendig - oftmals werden daher unpassende Angebote verschickt." Sein Unternehmen "Reeves" stellt hingegen eine provisionsfreie Online-Plattform zur Verfügung, auf der sich SAP-Berater und Projektanbieter auf direktem Weg finden können. Grundlage hierfür sind detaillierte Profil- beziehungsweise Leistungsangaben und eine maßgeschneiderte Suchfunktion - ähnlich einer Kontaktbörse.
Stefan Vogt sieht einen großen Vorteil darin, dass er als SAP-Berater vom Fach ist und genau weiß, auf was es bei den Suchkriterien ankommt. "Ich habe bislang sehr viele positive Rückmeldungen erhalten", so der 40-Jährige. Etwa 300 registrierte Nutzer verzeichne sein deutschland- und österreichweites Portal seit der Inbetriebnahme im August 2015 - davon hätten 100 Personen auch detaillierte Angaben zu den Fähigkeiten und Fachgebieten gemacht.
In diesem Bereich hat sich die Werbung in Fachzeitschriften und die Arbeit einer Marketingexpertin, die über Karriereportale SAP-Berater kontaktiert hat, also durchaus gelohnt. "Die Anzahl der eingestellten Projekte ist allerdings noch ausbaufähig", sieht Vogt den nächsten Ansatz für Verbesserungen. Am Zuspruch der Projektanbieter mangele es allerdings nicht. "Auch dort sind die Rückmeldungen durchweg positiv", so der SAP-Spezialist. "Allerdings haben die 30 registrierten Firmen derzeit kaum Projekte, die sie einstellen können."
Vogt hat ein weiteres Problem identifiziert: "Die finanzielle Hauptlast für die Projektvermittlung einer Personalagentur liegt bei den SAP-Beratern." Für die Projektanbieter sei das natürlich komfortabel. "Viele Firmen machen es sich daher leicht und gehen einfach zu den größten Personalagenturen, um eine möglichst große Reichweite zu bekommen", glaubt er.
Dennoch hofft der Geschäftsmann, dass er durch sein individuelles Angebot den ein oder anderen unzufriedenen Projektanbieter von dort zu sich locken kann. Rund 30.000 Euro an Eigenmitteln hat er bislang in seine Idee investiert - Einnahmen generiert er ob des derzeit kostenlosen Angebots nicht. "Mir geht es ohnehin nicht darum, mit ,Reeves' reich zu werden", so Vogt zum Abschluss. "Denn selbst nach der Einführungsphase halten sich die Kosten in Form von je nach Laufzeit 14 bis 34 Euro pro Monat für die Nutzer in Grenzen."
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