Von Jan FelberDARMSTADT/BRAUNSCHWEIG - Da standen sie erstmals seit vielen Wochen mal wieder vor einem dreifachen Punktgewinn - und dann legte sich Joel Mall, Torwart des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98, beim 2:2 am Samstag bei Eintracht Braunschweig den Ball fast schon selbst ins Netz. In der zweiten Minute der Nachspielzeit nutzte Braunschweigs Patrick Schönfeld den bösen Patzer des Schweizers - und die Lilien standen nur mit einem Punkt da.
Jetzt ist Länderspielpause, und in eine solche geht man naturgemäß gerne mit einem Sieg. "Es ist natürlich bitter, wenn man kurz vor Schluss den Ausgleich kassiert. Wir waren die präsentere, die agilere Mannschaft", ärgerte sich denn auch Kapitän Aytac Sulu.
Die beiden Gegentore waren von den Braunschweigern nicht herausgespielt gewesen, vielmehr waren es eher zwei Eigentore, wie auch Darmstadts Trainer Torsten Frings sie genannt hatte. Zunächst hatte Sulu den Ball an die Hüfte bekommen, von dort war der Ball ins Tor geprallt (8.). Und dass Mall den Ball fallen ließ, konnte sich die Eintracht ebenfalls nicht selbst zuschreiben. "Wenn man die zwei Tore weglässt, wären wir der verdiente Sieger gewesen. In einer Phase, wo nicht immer alles gut läuft, passiert so etwas aber", ärgerte sich Sulu.
Der 31 Jahre alte Kapitän glaubt, dass manche Spiele derzeit anders ausgehen würden, wenn die 98er weiter oben stehen würden. "Wenn man Dritter ist, geht der Ball beim ersten Gegentor ins Seitenaus, beim zweiten hält Joel den Ball fest. Wir müssen das so hinnehmen. Positiv ist auf jeden Fall, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben."
Warum der SV 98 in den letzten Spielen (beim 1:1 gegen Kiel und beim 2:2 in Braunschweig) einen Vorsprung verspielt hat, vermochte Sulu nicht zu sagen. "Das Problem ist, dass man vom Kopf her kein Tor mehr kriegen will, wenn der Gegner offensiver wird. Im Umkehrschluss entstehen aber in der gegnerischen Defensive Lücken, die wir nicht ausgenutzt haben." Das ist leichte Kritik an den Offensivspielern, es zeigt aber auch, wie schwer es ist, nach vorne zu kommen, wenn man sich erst einmal zurückgezogen hat. "Obwohl wir tief gestanden haben, haben wir nichts zugelassen. Noch einfacher ist es natürlich, wenn man der FC Bayern München ist. Dem ist aber nicht so."
Wichtig sei, in den kommenden Partien wieder mutiger und offensiver zu spielen, fordert der Kapitän. "Das ist ein Prozess. Man strotzt halt nicht gerade vor Selbstvertrauen, wenn man nicht Erster ist." Gegen den SV Sandhausen in eineinhalb Wochen (Freitag, 17. November, 18.30 Uhr) will man sich das Selbstvertrauen ein weiteres Stück zurückholen.
Denn wie gut die Leistung in Braunschweig auch immer gewesen sein mag: Unterm Strich steht nur ein Punkt. "Wir sind als Mannschaft bitter enttäuscht, dass es nicht gereicht hat. Wir hätten es verdient gehabt zu gewinnen, wir haben uns das Stück für Stück erarbeitet", hatte sich auch Wilson Kamavuaka geärgert, der mit seinem Kopfballtor zum 2:1 die Lilien von drei Punkten erst hatte träumen lassen. "Schritt für Schritt kommen wir dem Sieg wieder näher. Positiv ist, dass es immer weitergeht. Wir können darauf aufbauen, denn wir waren ganz nahe am Sieg."
Der Deutsch-Kongolese, der sich in den jüngsten Spielen deutlich gesteigert hat, war trotzdem richtig angesäuert - auch, weil die vier Minuten Nachspielzeit nicht jeder wirklich verstanden hatte. Im zweiten Durchgang hatte es schließlich keinerlei Unterbrechungen gegeben. "Das entscheidet der Schiedsrichter, ich weise da niemandem eine Schuld zu", wollte Kamavuaka darüber aber nicht groß reden. "Man muss das akzeptieren. Braunschweig kann aber glücklich sein, einen Punkt mitnehmen zu können. Wir waren näher am Sieg als die am Unentschieden." Was letztlich nichts genutzt hatte.
Glück im Unglück hatte derweil Sandro Sirigu: Der 29-Jährige erlitt bei dem brutalen Foul von Julius Biada nach 27 Minuten "nur" eine Einblutung mit einem Einriss im Wadenmuskel. Das ergaben die Untersuchungen am Montag. Erste Befürchtungen von einer schweren Verletzung, die mit einer mehrmonatigen Pause einhergegangen wäre, bestätigten sich somit nicht. Wie lange Sirigu ausfällt, ließ der Verein offen.
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