Insgesamt kommt der heute 67-jährige Metz bis zum Abstieg 1979 auf 273 Liga-Spiele und 46 Treffer für die Lilien. „Ich dachte eigentlich, ich sei ein verdienter Spieler und war sicher nicht einer der teuersten“, erinnert sich der gebürtige Lorscher an die Zeit kurz nach dem Abstieg in die Zweite Liga – und an den „überraschendsten“ Moment seiner „ansonsten wunderschönen“ Zeit in Darmstadt: „Als ich das neue Angebot für einen Einjahresvertrag in Händen hielt, war ich total enttäuscht. Es war stark leistungsbezogen. Ich musste viele Spiele machen, um auf mein Geld zu kommen, aber das Risiko, bei einer Verletzung nicht mehr zu spielen, war mir zu groß.“
So endete die Zeit des damals 29-Jährigen in Darmstadt abrupt: „Ich hätte nach dem 1:7 am letzten Spieltag gegen den VfB Stuttgart, wo ich das Tor gemacht habe, nie gedacht, dass ich nicht mehr wiederkomme, aber diesen Vertrag wollte ich nicht unterschreiben.“
Treue, Beständigkeit, Verlässlichkeit – Werte, die Metz wichtig waren und sind. Und deshalb wäre der gelernte Bauschlosser nie von sich aus auf die Idee gekommen, den Verein nach dem Abstieg zu verlassen. Seit 50 Jahren ist er mit seiner Frau Gisela (63) zusammen, die einst unter ihrem Mädchennamen Zach zwölf Hessenmeisterschaften im Hürdenlauf, Sprint und Weitsprung für Olympia Lorsch sammelte. Geboren in Lorsch, hat er immer in der 13 000-Einwohner-Stadt gelebt – abgesehen von den drei Monaten Grundausbildung bei der Bundeswehr in Großengstingen, wegen der er 1973 ein Fax des an ihm interessierten Erstligisten 1. FC Kaiserslautern so spät erhielt, dass ein Wechsel nicht mehr in Frage kam. Ob er es bereut hat? „Nein, aber ich hätte mehr verdienen können.“
Antrieb war für Metz bei den Lilien nicht der Gehaltsscheck („Die haben erst nach unserer Zeit gut bezahlt“), sondern der Spaß am Fußball – und die Kameradschaft. „Die Mitspieler waren Freunde und sind es zum Teil heute noch.“ Zu den Erfolgsfaktoren zählten aber auch „die großen individuellen Fertigkeiten der Spieler“ und die Arbeit der Trainer Udo Klug und Lothar Buchmann.
Klug, der Metz ein Jahr vor dem gemeinsamen Wechsel zu den Lilien als Trainer der Amateure von Eintracht Frankfurt in einem Probetraining schätzengelernt hatte, formte die jungen Spieler zu gestandenen Zweitliga-Fußballern und einer Einheit; Buchmann schaffte es dann durch eine andere Trainingssteuerung, dass sie am Spieltag topfit waren. „Nach den vielen harten Einheiten unter Klug dachten wir in der Vorbereitung unter Buchmann, wir können gar nicht fit sein, aber genau das waren wir.“
Metz‘ Stärken waren „Kondition, Laufvermögen, ein starker Schuss – und ich war auch technisch gut“. Und die Schwächen? „Ich war gerade bei Heimspielen manchmal nervös und habe mich zu viel mit den Reaktionen draußen beschäftigt, wenn mal was schief ging.“
In der Endphase der Aufstiegssaison habe er „mehr auf Ernährung und Gewicht achten müssen, da wog ich drei, vier Kilo zu viel“. Deshalb sagt der 67-Jährige über die Spielzeit 1977/78 auch: „Ich habe mein Soll erfüllt, aber nicht geglänzt. Das war keine so gute Rückrunde 1978 für mich, auch weil ich im Frühjahr einen Meniskusanriss hatte.“ Ganz im Gegensatz zur Saison 1972/73, als er großen Anteil am Gewinn der Regionalliga-Meisterschaft hatte und in der Aufstiegsrunde zur Ersten Liga in acht Spielen viermal traf.
Bundesliga-Premiere im Oktober 1978
Sein erstes Spiel in der Bundesliga absolvierte Metz erst im Oktober 1978. Aufgrund einer Meniskusoperation und eines Mittelfußbruchs verpasste er die komplette Vorbereitung, kämpfte sich aber wieder an die Stammelf heran. „Ich kann mich an viele Spiele erinnern, die wir eigentlich hätten gewinnen müssen, gerade zuhause. Beispielsweise gegen Köln, als ich frei vor Torwart Toni Schumacher scheiterte und wir 0:1 verloren.“ Spielerisch und läuferisch habe der SV 98 meist mithalten können, „doch wir haben zu viele Fehler gemacht, die sich so summiert haben, dass es nicht reichte. Wir waren eben Feierabend-Profis, die nur viermal in der Woche trainiert haben.“
Vierzig Jahre nach dem Aufstieg droht den Lilien nun ein ähnliches Schicksal. Doch Metz glaubt an den Klassenerhalt in der Zweiten Liga: „Die Mannschaft hat Substanz. Die Spieler müssten nur etwas mehr Mut zeigen.“ So wie er im Sommer 1971 nach seinem Wechsel aus der fünften Liga. „Hochachtung hatte ich damals in den ersten Trainingseinheiten schon“, erinnert sich Metz, „aber Angst hatte ich nie“.
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