Von Alexandra GrothRÜSSELSHEIM - Mehrere Monate Umbau, Schulung von rund 1000 Mitarbeitern - und das alles während der laufenden Produktion. Dies ist sehr grob umrissen die Aufgabe, der sich die Verantwortlichen im Opelwerk aktuell gestellt haben. Denn am Dienstag, 21. März, läuft das erste Serienfahrzeug der zweiten Generation des Insignia - als Limousinenvariante Grand Sport - vom Band. „Eine riesige Herausforderung“, wie Werksdirektor Michael Lewald im Gespräch mit dieser Zeitung erläutert.
Zwar wurden seit 2008 in Rüsselsheim 940.000 Insignias gefertigt, aber für das neue Modell müssen die Mitarbeiter die Handgriffe neu lernen, die Produktionsabläufe, wo vieles „just in time“ ohne Lagerung angeliefert wird, und auch die Produktionsanlagen müssen angepasst werden. Dafür habe man entsprechend investiert - die genaue Summe sollte vorab nicht verraten werden.
Mitarbeiter schon vor mehr als einem Jahr geschult
„Ungefähr 1000 Zyklen dauert es für den sicheren Umgang mit den neuen Arbeitsschritten“, sagt der 52-jährige Maschinenbauingenieur. Das heißt, dass ein Mitarbeiter an 1000 Autos gearbeitet haben muss, um ganz sicher zu agieren. Zu Beginn sei die Anforderung in der Fertig- und Endmontage, dass jeder zwei Arbeitsstationen in seinem Team beherrscht. Anschließend werde die Kenntnis auch auf vor- und nachgelagerte Gruppen ausgeweitet, um den Einsatz zu flexibilisieren. „Das ist schon lange keine triviale Arbeit mehr, Niveau und Anspruch sind deutlich höher geworden“, verdeutlicht der Werksleiter.
Schon vor mehr als einem Jahr sei damit begonnen worden, die Mitarbeiter zu schulen. „Rechtzeitiges und konsequentes Training sind das A und O“, sagt Lewald, der seit fast zwei Jahren die Leitung in Rüsselsheim hat. Zwei Autos seien dazu immer wieder zusammen- und anschließend wieder auseinandergebaut worden. Die Anlaufphase werde von einem Team aus rund 170 Mitarbeitern begleitet, die Linie auch immer wieder für Trainings- und Kontrollzwecke angehalten. Die produzierten Stückzahlen sind zu Beginn daher niedriger. Wann dann der Betrieb wieder mit normaler Stückzahl laufe? „In 38 Tagen“, nennt Lewald die ehrgeizige Planung. Unmittelbar anschließend werde dann auch mit der Fertigung der Kombi-Variante Sports Tourer begonnen, der sich wegen seines anderen Hecks ab der B-Säule von der Limousine unterscheidet, wie Lewald erläutert. Bis dieser in normaler Stückzahl vom Band läuft, sind gerade einmal neun Tage eingeplant. Im Laufe des Jahres komme noch eine dritte Variante dazu, über die Opel aber noch nichts Näheres sagen will.
Nur ein kleine Feier
Richtig anspruchsvoll war es aber schon in den vergangenen Monaten. Denn neben den drei alten Insignia-Varianten und dem Zafira, der auch hier produziert wird, wurden seit Juli schon rund 700 Vorserienfahrzeuge für Testzwecke sowohl des Autos als auch des Produktionsablaufs gefertigt, danach 500 verkaufsfähige - mitten in der laufenden Produktion. „Wir sind richtig stolz auf unsere Mitarbeiter und natürlich das Auto“, betont Lewald. Das erste Serienfahrzeug, das übrigens ganz normal an einen Kunden geht, soll daher ein wenig gefeiert werden - wegen der aktuellen Debatte um den Verkauf Opels an PSA allerdings ohne Pressevertreter.
Ein neues Modell bedeutet Veränderungen in der gesamten Produktionskette. Je nach Ausstattung besteht ein Insignia aus 7500 bis 8500 Einzelteilen, entsprechend groß sei die Umstellung in der Logistik. Weiterhin wurden im Presswerk 100 neue Werkzeugsätze montiert, also die Formen für die Herstellung der Karosserieteile. Im Karosseriewerk wurden auf einer Fläche von knapp zwei Fußballfeldern neue Fertigungszellen errichtet. „Der Rohbau ist wesentlich komplexer geworden, weil der Insignia in Leichtbauweise gebaut wird“, verdeutlicht Lewald die besondere Anforderung. An der Montagelinie sei nichts gänzlich erneuert, aber vieles angepasst worden, beispielsweise die höhenverstellbaren Böcke zum Chassisaufbau, die Spurstände, die Befülleinrichtungen für die Betriebsflüssigkeiten oder die Anlage zum Einbau der Scheiben. Wie Lewald erläutert, war schon in den letzten Werksferien im Sommer und Winter der größte Teil im Werk umgebaut worden. Durch ein flexibles Arbeitszeitmodell habe zudem die Produktion jeweils Montagvormittags still gestanden.
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