Von dpaBEERFELDEN - In Mittelhessen ist die Fusion von Gemeinden jüngst gescheitert, im Süden soll es jetzt gelingen: Im Odenwald wollen sich gleich vier Kommunen auf einmal zusammentun, die Stadt Beerfelden sowie die drei Gemeinden Hesseneck, Rothenberg und Sensbachtal. Die Ziele sind eine schlankere und zugleich effektivere Verwaltung, mehr Geld etwa für Schulen, Straßen und Vereine sowie eine stärkere Stimme innerhalb der Kommunen in Hessen.
Alles in allem könnten jährlich fast 880 000 Euro gespart werden, sagte Christian Kehrer. Er ist Verwaltungsleiter des Zweckverbandes Kommuna lService Oberzent, in dem die Kommunen schon in einigen Bereichen zusammenarbeiten. "Wir könnten diese Summe verwenden und bräuchten sie nicht beim Bürger zu holen." Entscheiden über die Fusion können die Wähler gleich mit bei der Kommunalwahl am 6. März.
Eine Machbarkeitsstudie unterstützt den Plan. Den Kommunen macht der demografische Wandel zu schaffen, Verwaltung und Infrastruktur sind teuer. Hesseneck ist mit rund 650 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Land. Auch Sensbachtal hat weniger als 1000 Einwohner. Die neue Kommune könnte "Oberzent" heißen.
Allein rund 355 000 Euro an Einsparungen jährlich würde es laut Kehrer bringen, weil zwei von drei Bürgermeisterposten gestrichen werden könnten. Zudem gäbe es über den kommunalen Finanzausgleich mehr Geld. Das Land Hessen würde auch Schulden übernehmen. Die Verwaltung könnte "viel effizienter arbeiten", eine einzelne Kommune habe dann auch nicht wie etwa Hesseneck mit einer teuren Kanalsanierung allein zu kämpfen.
Entstehen könnte eine Stadt mit rund 10 200 Einwohnern. Keine besonders große Zahl, der Fläche nach aber mit 165 Quadratkilometern laut Kehrer gleich hinter Frankfurt/Main und Wiesbaden. Für Robin Hemberger, Vorsitzender des Sportvereins SV Beerfelden, hat das Vorhaben Sinn. Mit dieser Meinung sei er nicht alleine. Abgestimmt wird aber in jeder Kommune einzeln. "Wenn eine dagegen ist, ist es gescheitert", sagte Kehrer.
Was Bürgermeister wollen und übergeordnete Gremien auch für die Odenwald-Kommunen für gut heißen, muss nicht automatisch gelingen. In Hessen war erst vor drei Monaten die Fusion der beiden Gemeinden Steffenberg und Angelburg gescheitert. Im Oktober 2015 war die nötige Mehrheit nur in Angelburg zustande gekommen, in Steffenberg aber nicht.
Im Odenwald ist 2007 eine Fusion der beiden benachbarten Städte Erbach und Michelstadt in Bürgerentscheiden abgelehnt worden. Das Ziel der Politik war auch hier: Kosten sparen, ein größeres Gewicht dank gemeinsamer Stimme. Die Kommunalparlamente hatten die zum Januar 2009 geplante Städte-Hochzeit schon gebilligt gehabt.
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