Von Hans Dieter ErlenbachERMITTLUNGEN Die drei Polizeibeamten schweigen weiter zu Schüssen bei missglückter Verhaftung
MÖRFELDEN - Für Aufsehen sorgte dieser Tage ein Polizeihubschrauber, der mehrfach recht tief über das Bürgerhaus geflogen ist. Aus ihm wurden offenbar Luftaufnahmen gefertigt, um den Tathergang wegen der Polizeischüsse auf einen 19 Jahre alten Mann besser rekonstruieren zu können.
Auch fast zwei Wochen nach den 25 Schüssen von drei Polizeibeamten auf einen 19 Jahre alten Mann ist der genaue Hergang, zumindest für die Öffentlichkeit, noch immer unbekannt. Zwar hat die Staatsanwaltschaft die Polizeibeamten vernommen, die nicht geschossen haben, die anderen drei, aus deren Waffen die 25 Kugeln abgefeuert wurden, von denen acht den jungen Mann getroffen haben, schweigen laut Staatsanwältin Barbara Homm aber noch immer. Sie haben ein Aussageverweigerungsrecht. Zudem hofft die Staatsanwaltschaft, dass sich noch Zeugen melden, die das Geschehen am Bürgerhaus beobachtet haben. Sie sollen durch die vorzeitige Veröffentlichung der Aussagen der beiden Beamten nicht beeinflusst werden.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Ermittlungen mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Derzeit wird wegen Totschlags gegen die drei Polizeibeamten ermittelt. Allerdings ist das reine Routine, die automatisch immer dann einsetzt, wenn aus Polizeiwaffen Schüsse abgegeben werden. Erst nach Abschluss der Ermittlungen entscheidet die Staatsanwaltschaft, ob Anklage erhoben wird oder nicht.
Nach der Spurenlage am Bürgerhaus, wo inzwischen Blumen im Gedenken an den Erschossenen liegen, müssen die Polizeibeamten den jungen Mann, der mit nacktem Oberkörper und mit einem langen Messer bewaffnet am Eingang zur Kegelbahn des Bürgerhauses gestanden haben soll, eingekreist haben. Ob und wie der junge Mann die Polizeibeamten bedrohte und was schließlich zu den Schüssen führt, wird noch ermittelt.
Bereits wenige Stunden nach den Schüssen wurden mit einer 3-D-Kamera Aufnahmen gemacht, ebenfalls um den Hergang besser rekonstruieren zu können. Momentan werden die verschiedenen Projektile untersucht, die am Tatort gefunden wurden, um festzustellen, welcher Polizeibeamte welchen Schuss abgegeben hat und wie die Flugbahn der Schüsse war.
Wie mehrfach berichtet, hatte der 19 Jahre alte Mann, der in Mörfelden wohnt, kurz vor den tödlichen Schüssen in der Nähe des Bürgerhauses einen 24 Jahre alten Mann überfallen und mit dem Messer erheblich verletzt. Danach soll er dem Mann den Rucksack angenommen haben.
Der kleine Weg, der seitlich am Bürgerhaus vorbeiführt, ist abends nur schwach beleuchtet. Von Anwohnern wird er deshalb gemieden. Direkt gegenüber des Bürgerhauses befindet sich ein Kinderspielplatz. Eine Anwohnerin berichtete, sie habe inzwischen auch tagsüber Angst, diesen Weg zu benutzen oder mit ihrer Enkelin auf den Spielplatz zu gehen.
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