Von Bettina BergstedtDARMSTADT - Daten sind längst ein sensibles und lukratives Geschäft. Sie lassen sich nicht nur für eine politische Einflussnahme instrumentalisieren, sondern auch wirtschaftlich: Der PC kennt die eigenen Kaufinteressen besser als man selbst. Aktuell ist von Datenmissbrauch im ganz großen Stil zu hören, er hat vermutlich die Wahlen in den USA beeinflusst und den Brexit mit gestohlenen Facebook-Daten. Andererseits hätte der Arabische Frühling ohne Internetforen und Blogs nicht in dieser Größenordnung stattfinden können.
Der Arbeitskreis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ beschäftigt sich grundsätzlich mit den Gefahren für die Demokratie. Gegründet Anfang der neunziger Jahre anlässlich rechtsradikaler und rassistischer Anschläge nach der Wende, ist der Themenkreis des Vereins längst erweitert, denn es gibt neue Entwicklungen, die die Bürgerrechte gefährden, so die Digitalisierung. Das Thema habe eine neue Dimension erreicht, darauf weist Klaus Müller vom Arbeitskreis hin, der nun eine Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit dem Jugendring Darmstadt und dem Bundesprogramm „Demokratie leben“, das städtisch verankert ist, konzipiert hat.
- DIE TERMINE
19. April, 19 Uhr: Grußwort OB Partsch und Vortrag Constanze Kurz: Vernetzt, digitalisiert, analysiert – Wer sich warum unsere persönlichen Daten einverleibt, TU Darmstadt, Hochschulstraße 1, Wilhelm-Köhler-Saal
15. Mai, 19 Uhr: Vortrag Jörg Haßler, Simon Kruschinski: Populismus im digitalen Zeitalter, Das Offene Haus, Rheinstraße 31
23. August, 9.30 bis 16.30 Uhr: Workshop für Jugendliche „Hate Speech und (Cyber) Mobbing“ online und offline, Das Offene Haus, Rheinstraße 31 (Max. 30 Teilnehmer, Anmeldung erforderlich unter info@jugendring-darmstadt.de)
Infos unter www.gegen-vergessen.de (bbeg)
Mit vier Einzelveranstaltungen geht „Digitalisierte Demokratie“ in diesem Jahr an den Start, zum Auftakt spricht die Sprecherin des Chaos-Computer-Clubs, Constanze Kurz, darüber, inwieweit persönliche und private Daten fremdgenutzt werden und in welche Kanäle sie genau wandern. Kurz erkennt, trotz zahlreicher Skandale, in der Bevölkerung und in der Politik eine mangelnde Sensibilität für die Gefährdung der Grundrechte durch Technik; „wir freuen uns sehr, dass wir diese Expertin für unsere Reihe gewinnen konnten“, so Müller.
Um Populismus geht es den zweiten Referenten, Jörg Haßler und Simon Kruschinski, beide Kommunikationswissenschaftler an der Universität in Mainz. Bei der Eigenwerbung der Parteien, die inzwischen alle aktiv die sozialen Medien nutzen, spiele journalistische Qualität kaum noch eine Rolle, sagen sie. Wie genau und mit welchem Ergebnis populistische Gedanken „unters Volk“ gestreut werden, ist Gegenstand ihres Vortrags.
Ein Workshop für Jugendliche
Ein ganztägiger Workshop für Jugendliche zum Thema „Hate Speech und (Cyber)Mobbing online und offline“ findet Ende August statt, ausgearbeitet und organisiert von der „Roten Linie Marburg“ (pädagogische Fachstelle Rechtsextremismus). Schnell getippt mit oft verheerender Wirkung sind böse Kommentare im Netz. Wie kontrolliert man sich selbst, wie reagiert man auf solche Äußerungen? Die Teilnehmerzahl des Workshops ist begrenzt.
Eine Podiumsdiskussion mit dem Titel: „Digitalisierung – Ende der Demokratie?“ im September beschließt die Reihe 2018. „Mit diesem vielseitigen Programm ist der öffentliche Diskurs in der Digitalen Stadt Darmstadt angestoßen, aber sicher noch lange nicht zu Ende“, so die Veranstalter.
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