Von Thomas WolffDARMSTADT - Ein recht entspanntes Spektakel ist für nächste Woche in der Kunsthalle angekündigt. Fünf Tage lang werden buddhistische Mönche aus dem indischen Himalaya an einem Meditationsbild arbeiten, Linie um Linie ihr Mandala auf den Boden malen – aus farbigem Sand. Gebete, Gesänge und Zimbeln werden die Halle dabei erfüllen. Es soll eine friedvolle Atmosphäre sein, die sich „auch auf die Besucher überträgt“, hoffen die Initiatoren der Darmstädter Tibet-Woche.
Bis Samstag in Darmstadt
- DAS PROGRAMM
Am Montag, 17. April, beginnen die Mönche aus dem ladakhischen Kloster Tserkamo in der Kunsthalle, Steubenplatz 1, mit dem Malen eines Mandalas. Auch an den Folgetagen können Besucher die Aktion bei freiem Eintritt verfolgen: Dienstag bis Donnerstag jeweils von 11 bis 18 Uhr, am Freitag von 11 bis 15 Uhr. Am Samstag, 22. April, folgt ab 12 Uhr ein Abschlussritual.
Zusätzlich lädt die Regionalgruppe der Tibet-Initiative am Donnerstag, 20. April, zu einer Abendveranstaltung in den Saal der Michaelsgemeinde ein, Liebfrauenstraße 6, ein. Ab 19 Uhr werden Mönche und Laien tibetische Tänze, Gesänge und Rituale vorführen. Spenden kommen dem Bau eines Kinderheims in der ladakhischen Hauptstadt Leh zugute.
Die Darmstädter Tibet-Gruppe trifft sich jeden ersten Mittwoch im Monat um 19 Uhr im Restaurant Karagöz, Sandstraße 32. (two)
Die sechs Mönche sowie einige Laien aus dem ladakhischen Kloster Tserkamo werden am Ostermontag, 17. April, in Frankfurt landen und dann bis Samstag, 22. April, in Darmstadt bleiben und täglich an dem Schaubild arbeiten. Die meditative Mal-Aktion wird der zentrale Teil der Tibet-Woche sein, den die Regionalgruppe der Tibet-Initiative Deutschland auf die Beine stellt.
Die Aktivisten wollen der Öffentlichkeit die Chance geben, „das Werden, Wachsen und Vergehen eines Sandmandalas zu erleben“, sagt Sprecher Philip Hoheisel. Täglich von 11 bis 18 Uhr (am Freitag, 21. April, bis 15 Uhr) können die Besucher der Kunsthalle bei freiem Eintritt die Filigranarbeiter bei ihrem stillen Werk beobachten. Die Zuschauer sollen die Erfahrung machen, „dass man auch in unserer sehr hektischen Gesellschaft zur Ruhe kommen kann in einer solchen Oase“, sagt Hoheisel. Das hat der Lehrer mit den Mädchen und Jungen der Graupnerschule schon bei der letzten Tibet-Woche vor drei Jahren erlebt: „Selbst Kinder, die sonst laut sind, werden hier beim Zuschauen ganz ruhig.“ Vielen Erwachsenen geht es genauso.
Aber es geht den Aktivisten nicht nur um das Erleben von Entschleunigung – wozu es derzeit ja viele Angebote gibt. „Wir haben auch ein politisches Anliegen“, sagt Mitstreiterin Irmgard Thoms. „Wir wollen darauf aufmerksam machen, welch eine kostbare Kultur es in diesem Teil der Welt gibt und wie bedroht sie ist.“ Dies geschehe vor allem durch die chinesische Regierung, die die Anhänger des Dalai Lama weiter unterdrücke.
Die Aktivisten berichten von der Zerstörung des buddhistischen Zentrums in Larung Gar, einem Ort, der auch von vielen Europäern besucht werde. Die Tibeter „verlieren ihr Zentrum in materiellem wie spirituellem Sinn“, sagen die Darmstädter Tibet-Freunde.
Auch darüber wollen sie die Besucher in der Kunsthalle an einem Stand informieren. Dazu werden Tibetika verkauft: Schmuck, Tee, Hemden, Klangschalen und die bunte Tibet-Flagge, die in einer großen Version schon Ende Januar über dem Luisenplatz wehte. Oberbürgermeister Jochen Partsch, der damals auch ein Tibet-Fähnchen bekam, wirkt als Schirmherr über die Woche.
Am Ende wird das Bild zusammengefegt
An deren Ende steht die Zerstörung des Mandalas – auch das Teil des Rituals. Am Samstag, 22. April, gegen Mittag werden die Mönche ihr sorgsam gezeichnetes Bild zusammenfegen. Zwei Stunden währt die musikalisch begleitete Zeremonie. Ein kleiner grauer Sandhaufen wird dann übrigbleiben, den sie im Freien verteilen wollen. Zeichen dafür, „dass alles in dieser Welt vergänglich ist“, sagt Philip Hoheisel abschließend.
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