Von Janka HolitzkaMESSEL/ URBERACH / DARMSTADT - Zur ersten Stunde ist Jakob (11) am vergangenen Montag eine halbe Stunde zu spät gekommen. Und auch an den meisten anderen Tagen seit dem Busfahrplanwechsel ist der Messeler Schüler nicht pünktlich gewesen. "Es herrscht Chaos", sagt seine Mutter Susanne Friedrich mit Blick auf den Schulverkehr nach Darmstadt. Seit einer Woche ist die lang ersehnte direkte Buslinie F/U auf der Strecke endlich Wirklichkeit geworden. Von Messel (und auch von Rödermark aus) kann man nun wieder direkt nach Darmstadt fahren, ohne am Oberwaldhaus vom U- in den F-Bus umsteigen zu müssen. Nur: Dass dieser Fahrplan für 140 Messeler Jugendlichen, die weiterführende Schulen in Darmstadt besuchen, teils problematisch wird - davon zeigen sich die Eltern überrumpelt.
Jakob besucht die Stadtteilschule in Arheilgen, wie laut Angaben der Dadina die Hälfte der Messeler Schüler. Seit dem Fahrplanwechsel kommen sie mit der Sonderfahrt des F/U-Busses (die auch von anderen Schülern, die in den Norden Darmstadts müssen, genutzt wird) planmäßig um 7.46 Uhr an der Schule an - vier Minuten bis zum Schulbeginn. Da bleibt kein Puffer für Stau, Baustellen und Co, sagt Jakobs Mutter Susanne Friedrich. Früher seien es zehn Minuten mehr gewesen, das habe gereicht. Außerdem taucht im Busplan plötzlich nur noch eine von drei Messeler Haltestellen auf. "Ich weiß nicht, was die Dadina sich dabei gedacht hat", sagt Jakobs Mutter Susanne Friedrich.
"Vier Minuten reichen normalerweise", erklärt Dadina-Geschäftsführer Matthias Altenhein dazu auf ECHO-Anfrage. In einem solchen Takt plane die Nahverkehrsorganisation durchaus ihre Fahrpläne. "Zu Verspätungen kam es wegen der Baustelle an der Fasanerie. Deswegen herrschte mehr Verkehr auf der Busstrecke. Das ist kein reines Fahrplanproblem", erklärt Altenhein. Nach einem Fahrplanwechsel beobachte die Dadina aber, wo es klemmt: "Wir schauen uns den Takt an der Stadtteilschule an." Schon gelöst sind laut Dadina-Chef die weggefallenen Haltestellen in Messel: "Nur ein redaktioneller Fehler im Fahrplan", beruhigt der Dadina-Chef: "Es werden weiterhin alle drei Haltestellen angefahren."
Doch die Stadtteilschüler sind nicht die einzigen, für die sich nach dem Fahrplanwechsel zur ersten Stunde etwas verschlechtert hat: Die Direktverbindungen an die Edith-Stein-Schule und die Lichtenbergschule wurden gestrichen. Der Schuldezernent des Kreises, Christel Fleischmann (Grüne), der gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender im Vorstand der Dadina ist, begründet es so: "Es ist wirtschaftlich und verkehrlich nicht mehr vertretbar, gesonderte Direktfahrten aus Landkreiskommunen zu bestimmten Darmstädter Schulen anzubieten. Es ist aus unserer Sicht zumutbar, dass die Schüler dann mit dem Stadtverkehr in Darmstadt zu der jeweiligen Schule gelangen."
Während die Messeler Edith-Stein-Schüler nun mit Umstieg am Luisenplatz fahren und dafür zehn Minuten früher los müssen, hat es rund 30 Urberacher Jugendliche - die ebenfalls den F/U-Bus nutzen - härter getroffen: Sie sind nun am Morgen eineinhalb Stunden unterwegs, um pünktlich zu kommen. "Das war uns nicht bewusst", gibt Dadina-Geschäftsführer Altenhein zu: "Da steuern wir nach. Wir sind dran." Wie schnell eine Lösung für diese Schüler kommt, kann er allerdings nicht beantworten.
Generell müssen alle Messeler Schüler, die nicht den Stadtteilbus nutzen, nun nicht mehr am Oberwaldhaus umsteigen, sondern nur noch am Luisenplatz. Neben der Fahrt ab Messel Rathaus um 7.04 Uhr wurde vor allem für den Schülerverkehr eine zusätzliche Fahrt um 6.49 Uhr eingerichtet, erläutert Altenhein. "Wir denken, dass damit alle Schüler pünktlich an ihren Schulen ankommen müssten." Der nächst frühere Bus fährt um 6.34 Uhr ab. Geklappt hat das bei vielen in der ersten Woche nach dem Fahrplanwechsel aber nicht, berichten Messeler Eltern in E-Mails an das ECHO. Laut Altenhein lag das allerdings wohl nicht nur am neuen Fahrplan: Die Baustellen an der Fasanerie und am Schloss in Darmstadt hätten für große Verspätungen im Busverkehr gesorgt. Zudem seien nach einem Wechsel auch nicht allen Fahrgästen die neuen, für sie passenden Fahrtzeiten, gleich vertraut.
"Dass sich für Schüler so viel ändert, habe ich erst am Samstag aus der Zeitung erfahren", kritisiert Jakobs Mutter Susanne Friedrich, dass die Dadina darüber nicht früher informiert habe. "Wir haben die Änderungen für Messel vielleicht unterschätzt", sagt Altenhein dazu. Die Dadina könne es aber auch nicht leisten, alle Schulen einzeln über die Auswirkungen eines neuen Fahrplans zu informieren.
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