- Visitenkarte
Restaurant Indian Spicy, Alexanderstraße 33, 64289 Darmstadt, Telefon 06151-2730978.
Raucherraum: nein, barrierefrei: nein
Schmackhafte indische Küche zu günstigen Preisen in historisch gut bürgerlichem Lokal. (alex)
- Anschrift
Alexanderstraße 33
64289 Darmstadt
Von Alexandra WelschDarmstadt - Tradition gibt Halt und Vertrautheit. Aber das macht es auch allem Neuen schwer. Der „Bayrische Hof“ in der Alexanderstraße ist so ein Beispiel in Darmstadts Gastronomielandschaft. Unter sein altehrwürdiges Patrizierhausdach ist nun ein indisches Restaurant gezogen. Das Ergebnis ist optisch ungewöhnlich, aber schmackhaft.
Man erinnere sich: Jahrzehntelang hat Familie Stein das historische Lokal in einem der ältesten Häuser Darmstadts zwischen Kernstadt und Martinsviertel geführt und sich mit gutbürgerlicher Küche und selbstgekeltertem Apfelsaft und -wein ein treues Stammpublikum erschlossen. Umso überraschender kam es für viele, als die Betreiber aufhörten. Ein paar Jahre betrieb die gleichfalls erfahrene Familie Hamel das Lokal. Nun ist mit dem Tandoori- und Curryrestaurant „Indian Spicy“ etwas ganz anderes gefolgt, und vielleicht liegt gerade darin die Chance. Zwar bringt das rein optisch zunächst einmal einige überraschende Momente mit sich: Schon von außen eigentümlich wirkt das Nebeneinander der historischen Wandlettern „Bayrischer Hof“ und des angloamerikanischen Schriftzugs des neuen Betreibers.
Und drinnen prangt zwar der alte Kachelofen nach wie vor im Herzen der Gaststube, doch ist er nun umgeben von Wänden in Hellblau und kräftigem Orange, Goldapplikationen und indischer Dekorationsfolklore: Hier trötende Elefanten, dort Wasser schöpfende Frauen, dazwischen jede Menge Girlanden. Eine Leuchtkugel dreht sich im Zentrum des Raums, auf einem Flachbildschirm an der Wand laufen Bollywood-Tänze.
Doch während sich über Einrichtung trefflich streiten lässt, beweisen die Betreiber beim Essen durchaus Geschmack. Die Speisen überzeugen mit einer Frische und Würze, und die günstigen Preise erhöhen das Wohlgefühl noch. Das fängt schon an bei den obligatorischen Dips mit dünnem Knusperbrot. Die Minzsoße ist von einer außergewöhnlichen Intensität, auch die süßlich-fruchtige und die scharfe Soße schmecken nicht wie ein Fertigprodukt.
Etwas arg einfach indes kommt als Vorspeise der „Gurkensalat“ daher (3,50 Euro): Er entpuppt sich als ein großer Teller dick aufgeschnittener, kräftig gesalzener Gurkenscheiben, über die ein cremiges, roséfarbenes Cocktaildressing geträufelt wurde. Trotzdem ein knackfrischer Auftakt. Im Gegensatz dazu hätte das Mango-Lassi (2,90 Euro) gerne weniger süß und dafür fruchtiger ausfallen dürfen, um die ihm eigene erfrischende Qualität zu entfalten.
Mit markanten Aromen glänzt dann das Hauptgericht Chicken Tikka Masala (12,90 Euro): Die marinierten Hühnchenstücke aus dem Tandoori-Ofen baden in einer pikanten Tomaten-Zwiebel-Curry-Schmorsoße, aus der sich auch Knoblauch und Paprika herausschmecken lassen. Als vorwitzige Zutat ist der Ingwer teils noch in kleinen Stückchen belassen und hinterlässt auf der Zunge kleine Geschmacksexplosionen. Dazu gibt es eine große Portion sehr lockeren, körnigen Reis.
Gut dazu passt der markante Ingwertee mit Zitrone und Honig (zwei Euro), der dank des hohen Anteils der kleingehäckselten Knolle extrem intensiv und ordentlich scharf schmeckt.
Beim nächsten Besuch wird auf jeden Fall eines der vielen vegetarischen Gerichte auf der Karte probiert. Für diesmal ist nur noch Platz für ein kleines Dessert: Hinter „Gulab Jamun“ (3 Euro) verbergen sich drei frittierte Teigbällchen aus halloumiartigem Käse, durchtränkt mit Sirup und bestäubt mit Kokosflocken. Für europäische Gaumen eine ölige Süßbombe, die aber überraschend gut im Magen liegt.
Öffnungszeiten
Montag bis Freitag 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 23 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertage 17 bis 23 Uhr.